Das Konzept
Die Grundidee besteht im Zusammenwirken von zwei Basiselementen und ist in wenigen Worten erklärt. Im wesentlichen geht es um die wiederholte Änderung eines Systemzustandes (=Verlängerung eines Textes um einen Buchstaben) durch zyklische Anwendung einer Regel auf eben dieses System.
Basiselement 1: DIE MASCHINE
Sie enthält alle Elemente, mittels derer aus einem definierten Input ein Output (= nächster Buchstabe) generiert werden kann. Die Regeln, nach denen die Maschinen arbeitet, sollen einfach sein und keine von außen eingebrachten, künstlichen Ausnahmen enthalten.
Der Input besteht aus einem wohl definierten, vom Gesamtstatus des Systems abhängigen Teil und aus einer stochastischen, zufallgesteuerten Komponente.
Basiselement 2: DER ZUFALLGENERATOR
Der Charme der Zahl Pi ist stark mit ihrer Regellosigkeit verbunden, sie ist für uns nicht wirklich greifbar. Man kann keine Vorhersage über die Ziffernfolge treffen, es ist beinahe so, als hätte Gott selbst bei jeder Stelle die Münze neu geworfen (wenn ja, dann säße er wahrscheinlich heute noch). Pi ist also ein idealer Würfel-Ersatz, ein Spieler-Surrogat.
Wir werden Pi als Zufallsgenerator für die Textgenerierung benutzen, Pi ist also Teil des Inputs für DIE MASCHINE.
Der Knackpunkt
Der zentrale Punkt ist Intention I (3), nach der Lesbarkeit des generierten Textes im Mittelpunkt steht. Die Maschine muß also so konstruiert werden, daß sie "von sich aus" darauf achtet. Dies schaffen wir nur mit einem passenden Regelwerk, zu dessen Erstellung wir so vorgehen.
Zunächst erfolgt die Analyse eines authentischen Muster- oder auch "Original"-Textes, den wir nach Belieben auswählen. Dabei wird eine lexikalische Korrelationsanalyse durchgeführt, d.h. die statistische Häufigkeit von Buchstabenfolgen wird ermittelt. Die Länge der dabei untersuchten Buchstabenketten nenne ich die REICHWEITE. Automatisch besitzen wir damit eine Regel, welcher Buchstabe beim Vorhandensein einer bestimmten Vorgänger-Buchstabenkombination überhaupt als nächster in Frage kommt. Nicht nur das, wir kennen sogar die exakte Wahrscheinlichkeit dafür. Nun brauchen wir nur noch zu würfeln, um einen aus den potentiellen Nachfolgekandidaten auszuwählen.
Der neu generierte Text wird solcherart aus dem lexikalischen Vorrat des Mustertextes erschaffen und reproduziert die statistischen Gesamteigenschaften desselben. Er kann in der genutzten REICHWEITE nur Buchstabenkombinationen enthalten, die im Originaltext bereits vorhanden waren. Dies ist sozusagen die eingebaute Lesbarkeitsgarantie.
Konsequenterweise werden bei der Analyse die Leerzeichen als "normale" Buchstaben behandelt, womit Wortanfang und -ende zwanglos entstehen. Dies unterscheidet sich grundlegend von Rixeckers Projekt, wo das Wortende nur durch die nichtbenötigten letzten 6 Bits willkürlich definiert werden. Witzig allemal, daß N.R. mit diesen 18,75% (=6/32) statistisch nicht ganz falsch liegt (siehe auch Horst Völz: "Kunst und Computer").